- Quebec
- 1Que|bec [kwɪ'bɛk ], 1Qué|bec [ke'bɛk ]; -s:kanadische Provinz.2Que|bec , 2Qué|bec :Hauptstadt von ↑ 1Quebec.
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Quebec1) Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Kanada, am linken Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms, dessen Mündungstrichter hier beginnt, 167 500 Einwohner, als Metropolitan Area 688 100 Einwohner; katholischer Erzbischofs- und anglikanischer Bischofssitz; Université Laval (gegründet 1852), Seminar der Jesuiten (gegründet 1663), Nationalarchiv von Quebec, Museen. Die Stadt, deren Bevölkerung über 90 % französischer Abkunft ist und zu 95 % Französisch als Umgangssprache angibt, ist Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Frankokanadier und Anziehungspunkt für Touristen, ferner Standort von Nahrungsmittel-, Holz verarbeitender, chemischer, Leder- und Textilindustrie. Der Hafen am Sankt-Lorenz-Seeweg hat große Getreidesilos.Quebec ist im Stil der französischen Städte des 18. Jahrhunderts erbaut worden, mit Stadtmauer (1832 fertiggestellt, heute Nationaldenkmal) und Zitadelle (1820-32, heute Museum und Kaserne). Die historische Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) ist durch ein rd. 100 m hohes Kliff in eine Ober- und Unterstadt geteilt und wird von dem Backstein-Hochhausbau des Hotels Château Frontenac (1892) überragt. Bemerkenswert auch die kleine Steinkirche Notre-Dame des Victoires (1688) am Place Royal, wo die eigentliche Gründung von Quebec erfolgte; das Hôtel-Dieu du Précieux-Sang (1654 ff.), der älteste Krankenhausbau Nordamerikas; das Ursulinenkloster (1639 gegründet); die anglikanische Dreifaltigkeitskathedrale (1804; nach Brand wiederhergestellt und 1925 geweiht); umfangreiche Sanierungen in der Altstadt. Zu den modernen Bauten gehört das Musée de la Civilisation von M. Safdie (1987 eröffnet).Das 1608 von S. de Champlain gegründete Quebec (Name abgeleitet von indianisch »Kebek«, »am Zusammenfluss der Wasser«), das bereits 1629-32 von Engländern besetzt und 1690 sowie 1711 von diesen erfolglos belagert wurde, war bis zur dauerhaften Eroberung durch britische Truppen 1759 Zentrum der französischen Kolonie Neufrankreich. 1774 verabschiedete die britische Regierung den »Quebec Act« (Kanada, Geschichte). 1791 wurde Quebec Hauptstadt der Provinz Lower Canada (Unterkanada), 1867 der Provinz Quebec.2) Provinz in Ostkanada, mit 1 542 056 km2 (einschließlich 183 890 km2 Binnengewässer) mehr als viermal so groß wie Deutschland; (1999) 7,3 Mio. Einwohner, das sind ein Viertel der Bevölkerung Kanadas. Hauptstadt der Provinz ist Quebec, größte Stadt ist Montreal. Über 80 % der Bewohner sind Frankokanadier, 1991 gaben 83 % Französisch als Umgangssprache an. Ungefähr 11 % der Bewohner sind britischer Abkunft. Außerdem siedelten sich besonders Osteuropäer und Italiener an sowie seit 1960 zunehmend Portugiesen, Haitianer, Griechen und Asiaten; diese Bevölkerungsgruppen benutzen überwiegend Englisch zur Verständigung, sodass besonders im Großraum von Montreal, wo sich die meisten Neueinwanderer niederlassen, der Anteil der Französisch Sprechenden (1991) bereits unter 70 % liegt. - Die Bevölkerung konzentriert sich in Süd-Quebec, das die fruchtbaren Landschaften beiderseits des unteren Sankt-Lorenz-Stroms mit den nördlichen Ausläufern der Appalachen umfasst. 90 % der Provinz-Fläche werden vom Kanadischen Schild eingenommen, hauptsächlich von der Halbinsel Labrador. Fast die Hälfte der Provinz-Fläche ist waldbedeckt, der Norden gehört zum Tundrenbereich. Wichtige Wirtschaftsgrundlagen bilden die Bodenschätze (Eisen, Kupfer, Gold, Zink, Titan, Asbest), der Holzreichtum und die Wasserkräfte (rd. 40 % der in Kanada installierten Leistung). Seit den 70er-Jahren Ausbau der Hydroenergiegewinnung an der James Bay, sodass sich die Provinzen zu fast 90 % selbst versorgen und sogar Elektroenergie exportieren kann. Die vielseitige Industrie liefert u. a. Aluminium, Zellstoff, Papier, Chemikalien, Textilien, Maschinen, Fahrzeuge, Lederwaren, Schiffe und Flugzeuge. Insgesamt erbringt Quebec knapp ein Viertel des kanadischen Produktionswertes. Hauptstandorte sind Montreal und die Stadt Quebec. Der Fremdenverkehr umfasst auch Wasser- und Wintersport (v. a. in den Laurentian Mountains).Zur Geschichte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Kanada (Geschichte). - Der rasche wirtschaftliche Aufschwung seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde von der Depression der 30er-Jahre nur vorübergehend gebremst. Nach der modernisierungsfeindlichen Politik der konservativen Regierung Duplessis (1936-40 und 1944/45-59), die sich auf den frankokanad. Nationalismus stützte, brachte die »quiet revolution« (ab 1960), initiiert von der Liberal Party, eine Erneuerung der politischen Strukturen, des Erziehungs- und Sozialsystems. Aus der Rivalität zwischen frankophoner Mehrheit und anglophoner Minderheit entstand eine neue Form des Nationalismus. Er zielte auf die Durchsetzung des Französischen als einziger offizieller Sprache, auf die Verbesserung der Berufschancen der in dieser Hinsicht benachteiligten Frankokanadier und Neuregelung der Machtverteilung zwischen Provinzen und Zentralregierung (bis hin zur Unabhängigkeit); Auftrieb erhielt er nicht zuletzt auch durch den Besuch des französischen Präsidenten C. de Gaulle (1967) und seinen Ruf »Vive le Québec Libre!« während einer Rede in Montreal. Als radikalste Organisation dieses Nationalismus gewann der separatistischen Parti Québécois zunehmend an Einfluss und stellte 1976-85 die Regierung. Im Quebec-Referendum 1980 sprach sich die Bevölkerung jedoch gegen die Loslösung Quebecs von Kanada (bei Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Verbindungen) aus. 1985-94 führten die Liberalen unter Robert Bourassa (* 1933, ✝1996), der bereits 1970-76 Premierminister von Quebec war, die Regierung. Als einzige Provinz weigerte sich Quebec, die neue Verfassung Kanadas von 1982 zu ratifizieren, weil es darin die eigenen Kompetenzen geschwächt und seine Interessen als Vertreter aller Frankokanadier nicht ausreichend berücksichtigt sah. Ein verfassungspolitischer Kompromiss zwischen den Ministerpräsidenten der Provinzen und der Bundesregierung, der Quebecs Rolle als «Distinct Society« (»besondere Gesellschaft«) anerkannte und Sonderrechte zugestand (Meech-Lake-Accord, 1987), wurde v. a. wegen des neu aufflammenden Sprachenstreits, der Schwächung der Zentralgewalt und des Misstrauens gegenüber dem Sonderstatus Quebecs von den Parlamenten Manitobas und Newfoundlands trotz einiger Zusätze nicht fristgerecht (23. 6. 1990 ratifiziert; seitdem waren wieder verstärkte Forderungen nach Unabhängigkeit Quebecs sowie Aufbegehren der anglophonen Minderheit und der indianischen Bevölkerung (z. B. Unruhen bei Montreal in Oka 1990 und in Kahnewake 1991) zu verzeichnen. Auch einen erneuten, im August 1992 ausgehandelten Kompromiss zur Verfassungsreform (Charlottetown Accord) lehnte die Bevölkerung in einem Referendum im Oktober ab. Als Nachfolger Bourassas wurde Daniel Johnson (* 1944) im Dezember 1993 Vorsitzender der Liberalen und im Januar 1994 Regierungschef. Mit dem Sieg des Parti Québécois (44,7 % der Stimmen; 77 von 125 Sitzen) bei den Wahlen zum Provinz-Parlament im September 1994 übernahm dessen Parteiführer Jacques Parizeau (* 1930) das Amt des Premierministers. Im Dezember 1994 legte er einen Entwurf für ein Sezessionsgesetz vor, das die volle staatliche Unabhängigkeit Quebecs mit einer Wirtschafts- und (während der Konsolidierungsphase) Währungsgemeinschaft mit Kanada verknüpfte. Im Sezessionsreferendum am 30. 10. 1995 sprach sich die Bevölkerung jedoch knapp (50,6 % der abgegebenen Stimmen) für einen Verbleib Quebecs bei Kanada aus, woraufhin Parizeau zurücktrat. Sein Nachfolger als Partei- und Regierungschef wurde im Januar 1996 der sich ebenfalls für die Loslösung Quebecs einsetzende Lucien Bouchard (* 1938). Im September 1997 einigten sich die Premiers der neun englischsprachigen Provinzen Kanadas in der »Deklaration von Calgary« auf die Anerkennung des »einzigartigen Charakters« von Quebec (de facto eine neue Variante der Distinct-Society-Klausel).P.-A. Linteau u. a.: Histoire du Q. contemporain, 2 Bde. (Montreal 1-61986-87);F. Quellet: Economy, class and nation in Q. (a. d. Frz., Toronto 1991);R. Dauphin: Economie du Québec (Québec 1994);Q. Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, hg. v. U. Kempf (1994);Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:französische Kolonien: Das erste französische Kolonialreich* * *
1Que|bec [kwɪ'bɛk]; -s: kanadische Provinz.————————2Que|bec: Hauptstadt von 1↑Quebec.
Universal-Lexikon. 2012.